29.04.2007 |
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Holger Astrup, Rolf Fischer, Ingrid Franzen und Anna Schlosser-Keichel: Besuch in der Jugendanstalt Schleswig |
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Der Entwurf des neuen
Jugendstrafvollzugsgesetzes, die Situation im Jugendstrafvollzug in
Schleswig-Holstein sowie die Personalsituation vor Ort bildeten den
thematischen Rahmen eines Besuchs in der Jugendanstalt Schleswig (JA), zu der
Rolf Fischer aus Kiel als Vorsitzender des Arbeitskreises Justiz der
SPD-Landtagsfraktion am vergangenen Donnerstag nach Schleswig eingeladen
hatte. Nach der
Begrüßung durch Frau Herbst-Peters und Frau Damberg für die Anstalts- und
Vollzugsleitung konnten sich die Arbeitskreismitglieder im Rahmen einer zweistündigen
Besichtigung der Liegenschaft von dem Konzept der Arbeit in Schleswig überzeugen.
„Wer in der Familie nie einen strukturierten Tagesablauf erfahren und
einfachste Kulturtechniken nicht beherrschen gelernt hat, wer kaum
Schulbildung besitzt und seine Aggressionen nicht kontrollieren kann, ist
nicht nur auf dem Arbeitsmarkt chancenlos, sondern wird sich auch sonst in der
Gesellschaft schwer oder gar nicht zurechtfinden können“, analysierte Rolf
Fischer die Situation vieler jugendlicher Straftäter und betonte, dass diese
jungen Menschen deshalb „einen besonderen Vollzug erfahren müssen.“ Anna
Schlosser-Keichel aus Jübek, in der SPD-Fraktion für den Strafvollzug zuständig,
ergänzte: „Will man diese Jugendlichen befähigen, künftig ein Leben ohne
Straftaten zu führen, muss man den Vollzug so gestalten, dass die Folgen
einer zunehmenden Erziehungsunfähigkeit in den Familien und die damit häufig
verbundene Verwahrlosung junger Leute aufgearbeitet und durch gezielte Förderung
beseitigt werden können.“ Genau dazu
gehört in der JA Schleswig ein umfängliches und individuelles Angebot zur
Arbeits- und Lerntherapie, soziales Kompetenztraining, die ständige
Reflektion des eigenen Handelns sowie die Übernahme eigener Verantwortung.
Darüber hinaus werden mit einer gezielten Drogen- und Schuldnerberatung sowie
einer seelsorgerischen Betreuung wesentliche Grundlagen für ein neues Leben
in Freiheit gelegt. „Durch eine Fülle von Arbeitsmöglichkeiten,
beispielsweise in den Bereichen Holz, Metall oder Küche, lernen die
jugendlichen Straftäter in kleinen und kleinsten Schritten zum Teil erstmals,
sich den Anforderungen des Gesellschaft zu stellen und zugleich den Wert
eigener Arbeitserfolge schätzen zu lernen“, erläuterte Frau Longen als
Vertreterin des Berufsfortbildungswerkes den Abgeordneten die Philosophie der
Arbeit ihres Unternehmens in der Jugendanstalt. Holger Astrup als
Wahlkreisabgeordneter informierte in diesem Zusammenhang seine Kolleginnen und
Kollegen über die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit der JA mit den
Beruflichen Schulen des Kreises Schleswig-Flensburg und sagte: „Ich bedanke
mich im Interesse der hier einsitzenden Jugendlichen ausdrücklich bei der
Schulleitung und dem Kollegium der Beruflichen Schulen, die durch ihre
Bereitwilligkeit der Zusammenarbeit mit der JA eine Vorbildfunktion für den
Umgang der Gesellschaft mit Straftätern ausüben!“ Im weiteren Verlauf des
Rundgangs durch die einzelnen Häuser wurden die Abgeordneten in Gesprächen
mit Abteilungsleiter Beyer und seinen Kollegen „vor Ort“ in den einzelnen
Häusern über die Organisation des Wohngruppenvollzugs informiert. Ingrid
Franzen aus Flensburg sagte: „Ich bin zum ersten Mal hier in der JA
Schleswig, aber nicht nur für mich ist es beeindruckend zu erleben, mit
welchem Engagement Sie alle von der Arbeit mit den Ihnen anvertrauten jungen
Menschen sprechen.“ In dem
anschließenden Gespräch mit der Anstaltsleitung ging es dann um den
aktuellen Entwurf des Jugendstrafvollzugsgesetzes. Die Abgeordneten reagierten
erfreut auf die Feststellung von Frau Herbst-Peters wie von Frau Damberg,
„dass wir mit diesem Entwurf hochzufrieden sind, weil er die Intension
unserer Arbeit so gewichtet, wie auch wir sie sehen. Mit diesem Entwurf können
wir deshalb sehr gut leben!“ Im Gespräch mit dem Personalrat wurde dieser
positive Gesamteindruck ebenfalls deutlich, allerdings mahnte Herr
Christiansen als Personalratsvorsitzender noch ein anderes Thema an: „Wir
sind ein wenig unglücklich über die derzeitige Leitungs- und Führungsstruktur,
die wir gern sehr schnell wieder bereinigt sehen möchten. Außerdem stellen
wir nach wie vor fest, dass Stellenzulagen, dort wo sie möglich sind, leider
immer noch nicht gezahlt werden.“ Der Arbeitskreisvorsitzende Rolf Fischer
sagte zu, sich auch um diese Punkte zu kümmern und versprach zugleich, die
Bemühungen von Justizminister Döring um eine Gesamtaufstockung des Personals
für den Jugendstrafvollzug um 30 Stellen massiv zu unterstützen.
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