29.06.2006 |
Anna Schlosser-Keichel, Landtagsrede |
Lage und Entwicklung der schleswig-holsteinischen Steuerverwaltung |
Die
Antwort der Landesregierung auf die große Anfrage bietet eine Fülle von
Zahlen und Informationen. Vielen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
im Finanzministerium für diese Fleißarbeit, die uns sicher im Ausschuss noch
eingehend beschäftigen wird! Nicht
alle Fragen der FDP waren neu und überraschend und ebenso verhält es sich
mit den Antworten. Dass
die Personalstärke in der Steuerverwaltung geringer ist, als wir alle uns wünschen
– das ist keine wirkliche Neuigkeit. Gegenüber der
Personalbedarfsberechnung, die von 4275 Stellen ausgeht, fehlen 355 Stellen
– dabei ist schon die Arbeitszeitverlängerung zum 1.8. dieses Jahres berücksichtigt.
Realisten wissen, dass ein vollständiger Abbau
dieser Differenz angesichts der Haushaltslage unseres Landes nicht möglich
sein wird. Zu den Realisten zähle ich auch die Oppositionsfraktionen.
Jedenfalls habe ich keine Haushaltsanträge 2006 von Ihnen gefunden, die etwa
gefordert hätten, für personelle Verbesserungen in der Steuerverwaltung Geld
in die Hand zu nehmen! Die Laufbahnprüfungen im
August werden etwas Entspannung bringen, danach können insgesamt 120
Nachwuchskräfte eingestellt werden. Zu
begrüßen ist auch die Absicht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Personalüberhängen,
die im übrigen nachgeordneten Bereich des Finanzministeriums zu erwarten
sind, in den Finanzämtern einzusetzen. Und es ist erfreulich, zu lesen, dass
die durch die Strukturreform der Finanzämter eingesparten 4 Stellen des
gehobenen Dienstes nun „gewinnbringend“ in der Betriebsprüfung eingesetzt
werden. Auch
der Vergleich mit den übrigen Bundesländern ist positiv. Mit 1,27
Mitarbeitern in der Steuerverwaltlung pro 1000 Einwohner liegt
Schleswig-Holstein an sechster Stelle, also im vorderen Mittelfeld. Auf
Grundlage dieses Personalkonzepts werden dem Landtag bedarfsgerecht die Quoten
für die Einstellung von Anwärtern vorgeschlagen. Bedauerlicherweise ist
danach die Zahl der Ausbildungsplätze in der Steuerverwaltung ab 2006
deutlich niedriger als in den Vorjahren Der
Finanzminister räumt allerdings ein, dass das Personalentwicklungskonzept
derzeit fortgeschrieben wird und Ergebnisse einer Aufgabenkritik im
Kernbereich Steuerverwaltung noch abzuwarten sind, bevor belastbare Aussagen
über den künftigen Personalbedarf möglich sind. Der
hohe Anteil von Bediensteten im mittleren Dienst in der Steuerverwaltung
(derzeit 61,4 %) wird sich künftig zwar etwas zu Gunsten des gehobenen
Dienstes verschieben. Dennoch ist und bleibt die Steuerverwaltung gerade auch
für Realschulabsolventen die Chance, einen qualifizierten und anspruchsvollen
Beruf zu ergreifen. Eine
Überraschung hat mir die Antwort der Landesregierung beschert: Seit dem Jahr
2000 haben lediglich 19 Beamtinnen und Beamten die Steuerverwaltung verlassen,
um zu den steuerberatenden Berufen zu wechseln. Ich hatte mit mehr gerechnet,
gerade angesichts der hohen Arbeitsbelastung, angesichts des enormen Beförderungsstaus,
von dem in dem vorliegenden Bericht – leider – auch die Rede ist. Ich
möchte die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in der Steuerverwaltung Dankeschön zu sagen für ihre engagierte
und konstruktive Arbeit, die sie trotz oft schwieriger Bedingungen und trotz
mancher Zumutung Tag für Tag leisten. Die nächste Herausforderung – die
Einführung des IT Systems EOSS - wirft ja bereits ihre Schatten voraus. Ich
beantrage die Überweisung der Drucksache in den Finanzausschuss zur weiteren
Beratung und danke für Ihre Aufmerksamkeit! |
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