24.03.2006 |
Anna Schlosser-Keichel, Landtagsrede |
Verkaufsstopp für Bundeswehrstandorte |
Am
Montag dieser Woche blieb manchem das Frühstücksbrötchen im Halse stecken.
Der Grund: Zeitungsmeldungen, wonach eine Reihe von Konversionsprojekten vor
dem „Aus“ stehe, weil bestimmte ehemalige Bundeswehrgelände als
nationales Naturerbe in eine Stiftung eingebracht werden sollen. Nun bin ich
in Sachen Olpenitz seit Jahren an Hiobsbotschaften und empörte Anrufe von
Kommunalpolitikern und Bürgerinnen und Bürgern gewohnt. Die Reaktionen an
diesem Montag haben aber alles übertroffen, was ich bisher erlebt und mir
angehört habe. Die
Nerven liegen blank in Kappeln. Die Existenzängste und die Sorge um die
Zukunft der Region sind groß. Und diese Ängste sind ja berechtigt, nach dem
Abzug des Arbeitgebers, des Kunden, des Geschäftpartners Bundeswehr. Ausgangspunkt
der Pressemeldung vom Montag war eine Formulierung im Koalitionsvertrag:
Naturschutzflächen sollen in eine Bundesstiftung eingebracht werden und um
dieses sicher zu stellen, ist ein Verkaufsstopp vorgesehen. Daran habe ich im
Grunde nichts zu kritisieren. Um
es deutlich zu sagen: die Vereinbarung, unser Naturerbe in einer
Bundesstiftung zu sichern, finde ich gut und das Instrument eines
vorsorglichen Verkaufsstopps bis zum Abschluss einer Bestandsaufnahme hat eine
gewisse Logik. Was in den ersten Zeitungsmeldungen
nicht nachzulesen war: es gibt keinen Automatismus. Die Landesregierung ist
bei dem Verfahren mit im Boot und hat zu prüfen, ob die fragliche Fläche
tatsächlich für das Stiftungs-Portfolio gemeldet werden soll oder aber
verkauft werden kann. Da
hat es Informationsdefizite, möglicherweise auch zwischen den Ministerien,
gegeben. Den
Projektplanern von „Port Olpenitz“ war dieses Verfahren übrigens bekannt.
Von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) waren sie darüber
informiert, „dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nur um eine vorübergehende
Maßnahme handele“ – und dass im übrigen weiter an den Planungen
gearbeitet werden kann. Innerhalb
weniger Stunden war klar gestellt, dass es für das Projekt „Port Olpenitz“
aus Naturschutzgründen kein „Aus“ geben wird. Was nicht ausschließt,
dass es bei der weitere Planung noch Konfliktpotential geben kann. Aber
für unter Naturschutzgesichtspunkten kritische Bereiche sind bereits
Ausgleichslösungen gefunden worden. Und selbst die engagiertesten Naturschützer
stellen – bei allen Forderungen nach einem sensiblen Vorgehen – eine künftige
touristische Nutzung des Geländes grundsätzlich nicht in Frage. Es
kann jetzt nicht darum gehen, Umwelt und Arbeit gegeneinander auszuspielen und
Fronten aufzubauen. Auch wir hier im Landtag sollten das unterlassen. Meine
Kollegin Regina Poersch hat gestern in ihrer Rede zum Raumordnungsbericht Küste
und Meer festgestellt, dass die vergleichsweise intakte Natur und Landschaft
unser SH Tourismusprofil attraktiv gemacht hat und dass es dieses zu erhalten
gilt. Ich kann Ihnen versichern, den handelnden
Personen in Kappeln ist dies bewusst. Sie wissen, dass gerade die bevorzugte
Lage inmitten einer intakten Natur der große Pluspunkt und die Voraussetzung
für den Erfolg und die Konkurrenzfähigkeit des neuen touristischen
Highlights „Port Olpenitz“ ist. Sie werden nicht den Ast absägen, auf dem
sie sitzen. Es
geht nun hier nicht allein um Olpenitz. Ich will nicht ausschließen, dass
andere Liegenschaften unter Naturschutzgesichtspunkten so wertvoll sind, dass
sie in die Stiftung eingebracht werden sollten. Das wird von der
Landesregierung von Fall zu Fall und im Benehmen mit den Betroffenen zu prüfen
und entscheiden sein. Unser Anliegen ist, dass dies schnell geschieht, so dass
innerhalb kürzester Zeit vor Ort wieder Handlungssicherheit hergestellt ist. |
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